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  Fächer im buddhistischen Thailand
 




 



Fächer im buddhistischen Thailand

Tosporn Kasikam
www.thai-deutsch.eu
© tosporn kasikam





Antiker thailändischer Fächer
© Werner Dackweiler


Mit dieser vorliegenden Arbeit wird beabsichtigt, dem Leser einen Einblick in den Ursprung, die Geschichte, die Entwicklung, die Form, den Gebrauchszweck und die Funktion bestimmter Fächerarten in Thailand zu ermöglichen, nämlich der Mönchs- und nebenbei auch der zeremoniellen Hoffächer. Da dieses Thema bis in die jüngste Zeit in der westlichen Fachliteratur kaum, wenn überhaupt behandelt worden ist, verdient das Thema vielleicht einige Aufmerksamkeit.
Die Besonderheit des Themas liegt darin, daß es selbst für viele Thai unbewußterweise zu einem abgeschlossenen, ja wegen seiner Selbstverständlichkeit unwichtigen Kapitel ihrer Kulturgeschichte zu gehören scheint. Jedoch ist es in Wahrheit ein noch lebendiges Phänomen, dessen Existenz und äußere, oberflächliche Bedeutung sich alltäglich in der breiten Schicht der Bevölkerung -vom König bis zum ärmsten Obdachlosen- noch erkennen lassen. Dieser Widerspruch konnte so bestehen, weil die innere Bedeutung der Hof- bzw. der Mönchsfächer aufgrund ihrer vielfachen symbolischen Einzelheiten, die gleichzeitig die geistige Entwicklung einer Kultur widerspiegeln, im modernen Alltag keinen Platz mehr hat.

 
  



Verschiedene Formen thailändischer Fächer "Phat"
© Werner Dackweiler
 
 
" Fächer" wird im thailändischen im allgemeinen mit PHAT übersetzt. Im heutigen Sprachgebrauch verstehen die Thai unter dem Begriff PHAT ein Gerät in Blattform mit oder ohne Griff, hauptsächlich zum Zufächeln von kühlendem Luftstrom, aber auch zum Anfachen des Feuers und zum Vertreiben lästiger Insekten und Fliegen, ohne dabei zu definieren, bei welchem Anlass sonst oder zu welchem Zweck oder aus welchem Material es verwendet bzw. hergestellt wird.




Wandgemälde im Wat Tha Tanomn

In diesem Zusammenhang soll noch auf ein ähnliches Gerät hingewiesen werden, nämlich auf den Wedel. SAE nennen die Thai ein Gerät in Büschelform mit einem festen Griff, das mehr zum Vertreiben von Insekten und Fliegen gebraucht wird.
Die älteste Form des PHAT dürfte der sogenannte PHATBAILAN sein; man macht ihn aus einem Blatt der Fächerblattpalme, indem man ihn mit einem scharfen
Messer so schneidet, daß er die Form eines Fächers hat, wobei der Blattstiel als Griff dient. Oder man bindet unten an die Blattform einen festen Griff.



Die spätere Entwicklung der Form und die Vielfalt der Materialien müßte nach unserer Vorstellung keine Grenze kennen. Dagegen dürfte die urspüngliche Form von SAE ein Zweig, später ein Stück geeignetes Holz oder Rohr gewesen sein, dessen eine Hälfte zerfasert wird, und dessen andere Hälfte man als Griff übrigläßt.
Fächer und Wedel stellen in der Kulturgeschichte Thailands  nicht nur alltägliche Gebrauchsgegenstände der Bevölkerung dar, sondern sie haben auch bei den weltlichen Herrschenden und geistlichen Würdenträgern des Landes einen festen, angesehenen Platz.
Eine kanonische Darstellung aus dem 8. Jahrhundert zeigt die Geburt des Bodhisattva, dem entweder der Weg eines Weltherrschers oder der eines Welterlösers (Buddha) prophezeit wird; außer der Abbildung eines segensreichen weißen Elefanten sind auch noch ein königlicher Fächer und ein Wedel dargestellt.




© Wilfried Stevens / thaipage


Der königliche Fächer und der königliche Fliegen- und Mückenschläger oder Wan Wit Chani. Der Fächer ist ein natürliches Talipot-Palmblatt, das beidseitig vergoldet ist. Der Griff und die Verzierung sind mit Gold beschichtet und lackiert. Der Fliegen- und Mückenschläger besteht aus Yakhaaren. Sein Griff ist aus Glas.
Der königliche Fächer und der königliche Fliegen- und Mückenschläger symbolisieren die Verantwortung des Königs im Kampf gegen Missetaten, die sein Volk beeinträchtigen können.




Foto Tevaprapas Makklay

Nach einer historischen Erwähnung aus der Sukhothai-Zeit (1238-1349; Sukhothai gilt als erste Hauptstadt des Thai-Reiches auf dem Gebiet des heutigen Thailand) gehörte ein Fächer bzw. ein Wedel neben einer Krone, einem Schwert, einem Gehstock und einer Sandale zu den 5 königlichen Machtssymbolen. In einem Bericht über die Krönungszeremonie eines Ayuthaya-Königs(Ayuthaya war 1349-1767 die zweite Hauptstadt Thailands) wurde aber nur noch ein PHATCHANEE (koeniglicher Fächer) erwähnt.  Es läßt sich mit großer Wahrscheinlichkeit vermuten, daß Fächer und Wedel austauschbar gewesen sein und als eine Einheit gezählt werden müssen.
Auf Anordnung von König Rama I (1782-1809), Gründer der bis heute herrschenden Chakri-Dynastie, wurden die 5 königlichen Machtsymbole neu errichtet.
Bei diesem Anlaß ließ der König auch einen neuen Fächer machen, nämlich PHATCHANEE FAKMAKHAM. Es ist ein Fächer aus Palmenblatt, vergoldet, mit einem goldenen Griff. Der Griff ist etwas gebogen, wie die Frucht einer Tamarinde, daher derName FAKMAKHAM (Tamarinde). Erst unter König Chulalongkorn, Rama V (1868-1910), wurde ein neuer Wedel aus Yak-Haaren gemacht. Von der chinesischen Kultur beeinflußt, glauben die Thai, daß Yak-Haare eine magische Kraft besitzen, mit der die bösen Geister bekämpft werden können.

Im heutigen Sprachgebrauch werden Fächer und Wedel, die königliche Insignien sind, mit dem Begriff WALWICHANEE  (ein Sammelbegriff) bezeichnet.
Zu den symbolischen königlichen Gebrauchsgegen-ständen  von besonderem Rang gehört auch der PHATBOK (luftbewegender Faecher). Vermutlich war er urspünglich ein notwendiger Gebrauchsgegenstand eines reichen oder mächtigen Herrn oder einer vornehmen Dame, die sich einen Extra-Diener oder eine Dienerin leisten konnten, um sich beim Vorsitz in der ôffentlichkeit oder in privater Sphäre mit einem PATBOK kühlen Wind zufächeln zu lassen, während ein kleiner Fächer oder ein Wedel von jenem Einzelnen selbst betätigt wurde. So hatte der König,  der eine Audienz hielt oder sich in dem privaten Bereich seines Palastes aufhielt, immer einen Diener oder eine Dienerin, die ihm mit einem PHATBOK kühlen Wind fächelten. Nach und nach ist der PHATBOK bei verschiedenen staatlichen und zeremoniellen Anlässen, wo der König in der ôffentlichkeit erscheinen muß, ein königliches Hoheitssymbol geworden.
Die Blattform eines PHATBOK ist groß und der Griff muß je nach dem Abstand zwischen dem König und dem Diener so lang sein, daß das Fächerblatt in derselben Höhe wie der König ist. Sitzt der König z.B. auf dem oft sehr hohen Thron, muß der Griff auch so lang sein. Deshalb muß der zuständige Diener kräftig bis sehr kräftig sein und auch genau wissen, wie man einen PHATBOK bedient und in regelmäßiger, rhythmischer Bewegung hält.
Eine andere Entwicklung bei königlichen Fächern ist der schattenspendende Fächer. In den tropischen Ländern müssen die Menschen bei Bewegung im Freien an einem sonnigen Tag einen Schutz vor der Sonne haben, wie einen Schirm. So auch der König und Mitglieder seiner Familie. Dazu kommt noch der Glaube, daß niemals der Schatten eines Königs auf den Boden fallen darf, wodurch er von anderen Sterblichen betreten werden könnte, was eine der schlimmsten Formen der Majestätsbeleidigung bedeuten würde. Deshalb hat der König immer einen Diener, der ihm mit einem großen Schirm Schatten spendet. Dies ist aber nur möglich, wenn die Sonne sich hoch über dem Kopf befindet. Am frühen Morgen und am Spätnachmittag, wo der Sonnenschein tief von der Seite kommt, ist der schwere große königliche Schirm mit seinem langen Griff nicht mehr praktisch. So wurde ein großer KANPRABANGSUN (woertlich: zum Versperren des  Sonnenscheins) entwickelt. Dieser einfache, große Fächer ist leicht und besonders praktisch, wenn sich der König oder ein besonders verehrtes Objekt, etwa eine Buddhafigur, in einer Staatszeremonie vorübergehend in einem offenen Pavillon oder auf einer offenen, nur mit einem Dach versehenen Plattform befindet. Der Fächer dient dann als Stellwand, allerdings mit Griff.



© Werner Dackweiler


Nicht nur bei den weltlichen Herrschern und Würdenträgern, auch bei den Geistlichen spielen die Fächer eine symbolisch wichtige, aber auch eine praktische Rolle, jedoch nicht der Wedel.
In der Umgangssprache werden alle Arten von Mönchsfächern unter dem Sammelbegriff TALLAPAT zusammengefasst. Das Wort stammt aus der altindischen Sprache PALI [TAL+PATTA], wörtlich übersetzbar als Palmenblatt. Das mit dem eben erwähnten Wort bezeichnete Gerät muß noch vor Buddhas Lebzeit, d.h. noch vor etwa 543 v. Christus, entstanden sein, und zum Zufächern vom Wind und zum Schutz vor dem starken Sonnenschein gedient haben.
Erst später, nachdem besondere Mönchsfächer extra für hochverehrte oder würdentragende Mönch erfunden worden waren, hat die urspüngliche Bedeutung von TALLAPAT abgenommen; heute werden damit in der Umgangssprache einfache Mönchsfächer bezeichnet, und zwar im Gegensatz zu PHATYOT(Faecher zum Titel) und zu  PHAT, Fächer der Laien.
In den kanonischen Schriften wird der TALLAPAT in dem Zusammenhang erwähnt, daß die DEVADAS (Engel) Buddha am Tag vor seiner Erleuchtung einen Fächer geschenkt haben; und noch einmal wird erwähnt, daß sie Buddha, während er nach seiner Erleuchtung über seine neuerworbenen Einsichten meditiert, beistehen und ihm mit  Fächern Kühlung zufächeln. TALLAPAT gilt im buddhistischen Glauben auch als ein Symbol der 108 segenspendenden Insignien, die unter anderem auf dem Fußabdruck des Buddha dargestellt werden.




Wat Nong Wong, Amphoe Sawankhalok, Sukhothai
Foto Tevaprapas Makklay


Über die Ursachen, weshalb die Mönche -aus anderen als den obengenannten Gründen- einen TALLAPAT bei sich tragen, herrscht keine übereinstimmende Meinung. Einige berufen sich auf einen Lebensabschnitt des Buddha, nämlich, als er nach mehr als achtjähriger Abwesenheit wieder zu seinem greisen, kranken Vater zurückkehrte, um ihn zu besuchen und ihm und seinen Verwandten die Vier Wahrheiten zu offenbaren. Buddha soll dabei einen Fächer bei sich getragen haben. Seitdem folgen die Mönche seinem Beispiel, wenn sie in eine weltliche Behausung eintreten.
Andere sehen in der Lebensgeschichte von PHRA Sangkacchaya (PHRA = allgemeiner Rufname fuer Moenche) den urspünglichen Anlaß, weshalb die Mönche einen Fächer brauchen, wenn sie zeremoniell mit Laien zu tun haben. Eine Legende erzählt: Phra Sangkacchaya ist ein  sehr hübscher junger Mann; sein besonders gutes Aussehen beeindruckt alle, die ihn sehen, und erweckt möglicherweise heimliche Wünsche bei Mädchen und Frauen. So kommt es, wenn er vor Laien seine Predigt hält,  daß die Zuhörer sich nicht konzentrieren können und,  statt sich durch Erkenntnis den Weg in den Himmel zu gewinnen, eher durch unerlaubte Gedanken den Weg in die Hölle bereiten. Das merkt Phra Sangkacchaya bald und will dies aus gutem Willen seinen Laien ersparen; so verwandelt er sich, da er bereits ein Heiliger ist und ihm eine besondere der Magie ähnliche Kraft zu Verfügung steht, zu einem häßlich dicken Mönch. (Dieser dicke Mönch  darf nicht verwechselt werden mit dem sogenannten "dicken Buddha". "Der dicke Buddha" findet sich im chinesischen Kulturkreis und symbolisiert Wohlstand, Reichtum und Fruchtbarkeit.) Aus diesem Grund halten die Mönche, immer wenn sie eine Predigt halten, einen Fächer vor ihr Gesicht, damit ihre Zuhörer sich besser konzentrieren, so wie sie selbst auch. Dieser Denkweise folgend gab es bis vor kurzem in Nordthailand eine Praxis,  daß zum Predigen die Mönche einen Hochstuhl besteigen nd einen Vorhang zuziehen. Ebenfalls in Nordthailand ist es  noch vor weniger als 50 Jahren üblich gewesen, daß Mönche bei einer Handlung, in der ein religiöses Verdienst von den Laien erworben werden sollte, immer einen Fächer  zwischen sich und den Laien in der Hand halten, z.B., wenn sie ins Haus kommen, um eine Nahrungsspende  in Empfang zu nehmen. Hier ist zu erwähnen, daß Mönche, selbst wenn sie keinen Fächer bei sich haben, nach allgemeinen Verhaltensregeln seit Buddhas Lebzeit beim Gehen und Sitzen, besonders vor der  Öffentlichkeit, immer den Blick so nach unten richten, daß sie nicht mehr als etwa 2-4 Schritte weit sehen können . Damit will der großer Meister erreichen, daß seine Schüler  sich auf sich selbst und ihre eigene innere Welt konzentrieren. Es soll auch eine Art Schutzmaßnahme sein,  sowohl für die Mönche als auch für die Laien.



© Werner Dackweiler

Daß heutzutage die Fächer noch sehr intensiv bei den verschiedenen Abläufen der Bestattungszeremonien benutzt  werden, z.B. bei der Überführung des Leichnams aus dem Krankenhaus oder aus dem Haus in den Tempel und beim Gebetsingen der Mönche vor dem Toten, läßt auch vermuten, daß die Verwendung von Fächern bei Mönchen vielleicht darin ihren Ursprung hat: Mönche sollen  Fächer benutzt haben, um den unangenehmen Geruch zu entfernen, wenn sie von den Leichen ihre Kleidungsstoffe holten. Anfangs hatte Buddha vorgesehen, daß Mönche nur von den in den Friedhof gebrachten, von allen Verwandten verlassenen Toten Stoffe zu nehmen hatten, aus denen sie ihre Gewänder machten. Erst später erlaubte er auf dringliche Bitte seiner Anhänger den Mönchen, auch von ihren "Förderern" Kleidung zu empfangen. Aber die Sitte ist bis heute, auch wenn nur noch symbolisch, erhalten geblieben: Bevor der Leichnam zum Verbrennen getragen wird, geben die Verwandten dem Toten Mönchsgewänder, indem sie sie vor den Sarg des Toten legen. Dann kommen Mönche mit einem Fächer,  singen ihr Gebet und holen sich das Gewand.
Fest steht, daß Mönche in Thailand seit jeher einen Fächer besitzen und ihn für bestimmte Anläße gebrauchen. Zahlreiche künstlerische Darstellungen in der Plastik, in der  Malerei oder auch in der Literatur belegen dieses. In Thailand sind Mönchsfächer ein besonderes Kapitel; sie stellen im Vergleich zu anderen buddhistischen Ländern ein  typisch thailändisches Phänomen dar. Um dieses zu verstehen, muß notwendigerweise ein kurzer Einblick in den geschichtlichen und soziologischen Hintergund gegeben werden. Wie es eigentlich der buddhistischen, seit  Buddhas lebzeit existierenden Tradition entspricht, sind alle  Mönche in Thailand in einem einzigen Orden organisiert, der im Laufe der Geschichte des Landes anfangs nur lose verbunden, später immer zunehmend zentralisiert worden ist. Aufgrund der wachsenden Bedrohung durch europäische Kolonialmächte und der konsequenterweise verstärkten Stellung Bangkoks den ehemals selbständigen Regionen und Provinzen gegenüber  wurde Anfang des 20. Jahrhunderts der Nationalismus propagiert. Die in der Zeit entstandene Staatsideologie: Nation-Religion-König, gilt bis heute. Die buddhistische Lehre und der buddhistische Orden wurden zur Legitimierung der Politik systematisch eingesetzt, was dazu  führte, daß einerseits sich in Thailand die intellektuelle Bedeutung des Buddhismus erheblich wandelte, und daß andererseits in der Organisation des Ordens eine funktionale Parallele zwischen der weltlichen und geistlichen Verwaltungsform entstand. Ein anderer Faktor kommt noch hinzu . In einer "formierten", aufgrund übernommener altindischer und chinesischer Weltbilder streng hierachischen Gesellschaft wie in Thailand spielt die Kennzeichnung des Ranges und der sozialen Stellung eines  Einzelnen in dem zwischenmenschlichen Verhältnis eine entscheidende Rolle.
Zur Kennzeichnung des Ranges innerhalb des Ordens und der "politischen" Funktion innerhalb des mönchischen Verwaltungssystems dienen die Fächer und die dazu gehörenden würdetragenden Attribute.
So entstehen aus den normalen Mönchsfächern TALLAPAT  drei neue Begriffe:

1. PHATRONG,
2. PHATYOT und
3. PHATPARIEN.



Wat Hua Hin, Hua Hin
© Werner Dackweiler

PHATRONG nennt man einfache Fächer für normale Mitglieder des buddhistischen Ordens ohne besondere Verwaltungsbefugnisse. Nachdem besondere Fächer für geistliche Würdenträger erfunden worden waren, ließ König Mongkut, Rama IV (1851-1868) auch einen PHATRONG entwickeln. Er besteht aus einem langen Stiel, an dessen Ende ein ovaler Rahmen aus Bambus befestigt ist, der mit Stoff oder Seide bespannt wird. Auf die Bespannung kommt eine Stickerei. Mit Vorliebe wurden anfangs Seiden- und Goldfäden aus China verwendet; Hofdamen machten damals für ihre Lieblingsmönche solche hübsche Fächer. Sie taten dies so eifrig, daß wir jetzt sagen können, die PHATRONG aus den 1880er Jahren bilden eine große kunsthandwerkliche Sammlung, nämlich der kunstvollen Stickerei. Später werden die Bespannungsstoffe bedruckt; es dürfen keine weltlichen Motive sein. Oft sind es DEVADAS (Engel), kunstvolle Muster und nicht selten Schriftzüge, die über den Anlaß der Fächer-Vergabe Auskunft geben. Der PHATRONG ist sozusagen kein persönliches Stück der Mönche mehr, vielmehr der weltlichen Gastgeber, die die Mönche zu sich in ihr Haus eingeladen haben. Sie sind Gastgeschenke für die Mönche wie eine andere Kleinigkeit für sonstige Gäste. Und wenn die Mönche wieder in das Haus kommen, bringen sie den Fächer ihres Gastgebers mit. Selbst der König schenkt den eingeladenen Mönchen seinen persönlichen PHATRONG, wenn er sie privat zu sich einlädt, so auch alle staatlichen Einrichtungen und privaten Unternehmen PHATYOT sind Fächer, die der König, als Förderer aller im Land vertretenen Religionen und Beschützer des buddhistischen Glaubens, allen buddhistischen Würdenträgern schenkt. Sie  haben eine symbolische Bedeutung als registrierte Ehrenzeichen und dürfen nur in königlichen und staatlichen  Zeremonien, bei denen der König selbst oder dessen Vertreter anwesend ist, benutzt werden. Über den Anlaß der königlichen Schenkung eines PHATYOT sind sich  die Fachleute ziemlich einig, nur nicht über den Zeitpunkt, wann diese weltliche Sitte auch für die Geistlichen zum ersten Mal praktiziert wurde.
Schon sehr früh besuchten die Mönche aus buddhistischen Ländern Süd- und Südostasiens einander. Oft wurden sie von dem König und Fürsten von Mon- und Thai-Königsreichen nach Ceylon geschickt, um die Lehre Buddhas und Glaubensregeln zu lernen, oder um die wertvollen ursprünglichen kanonischen Schriften zu kopieren und heimzubringen. Nicht selten haben auch Könige Südostasiens Mönche aus Ceylon zu sich eingeladen, damit sie einheimische Gläubige in der Lehre festigen, um den aus irgendeinem Grund schwach gewordenen Glauben Buddhas im eigenen Land nicht untergehen zu lassen, aber auch umgekehrt. Die Mönche wurden nach ihrer Heimkehr für die Gefahren der Reise, ihr neuerworbenes Wissen und die vollbrachte Leistung mit besonderer Würde anerkannt und ausgezeichnet. Der König  verlieh ihnen einen hervor-gehobenen Titel und beschenkte sie mit besonderen Attributen, darunter auch Fächer. Damit ist der Anfang einer Tradition der Schenkung  von PHATYOT gemacht worden. Die PHATYOT-Fächer sind in erster Linie nur mit dem Titel verbunden und nicht mit der Person des Empfängers. Das bedeutet, daß alle Mönche, die den selben Titel innehaben,  auch den selben Fächer haben. Da die Fächer dieser Gattung sehr eng mit der Verwaltung des Ordens zusammenhängen, soll darauf kurz eingegangen werden, um einen Einblick darin zu bieten, aber ohne die geschichtliche Entwicklung zu berücksichtigen.

Phatrong - Fächer, verliehen von Rama V


Nach dem heutigen ordensgesetzlichen Stand gibt es acht Rangstufen  von SAMANASAK, wörtlich moenchischer Titel oder Wuerden, nämlich:

1. Der Patriarch. Er hat im allgemeinen den Titel SOMDET
PHRAARIYAWONGSAKHA-TAYAN SOMDET PHRASANGGHARAT SAKONMAHASANGGHAPARINAYOK
(etwa übersetzbar: Hochverehrter Ehrenwuerdentraeger Heiliger Nachfolger des Herrn Buddha, Hochverehrter Ehrenwuerdentraeger Oberster der Moenche, Herr ueber das Groesse Reich des Buddhistischen Ordens). 

Es wird auch unterschieden, ob er aus einer bürgerlichen oder der königlichen Familie stammt. Ist das der Fall, weicht der Titel voneinander noch etwas ab.

2. SOMDET PHRARAJAKHANA
(Hochverehrter Ehrenwuerdentraeger) von der Rangstufe: Herrscher des Großen Ordens der Goldenen Klasse. Es sind 8 Würdenträger in dieser Rangstufe.

3. PHRARAJAKHANA
(Ehrenwuerdentraeger) von der Rang-stufe: Herrscher des Kleinen Ordens der Silbernen Klasse. Es sind 14-16 Würdenträger dieser Rangstufe.

4. PHRARAJAKHANA
von der Rangstufe: Herrscher des Ordens der Dharma-
Klasse. Es sind 25-28 Würdenträger dieser Rangstufe.

5. PHRARAJAKHANA von der Rangstufe: Herrscher des Ordens der Deva-Klasse. Es sind 45-54 Würdenträger dieser Rangstufe.

6. PHRARAJAKHANA
von der Rangstufe: Herrscher des Ordens der Raja-
Klasse. Es sind 108-124 Würdenträger in dieser Rangstufe.

7. PHRARAJAKHANA von der Rangstufe: Herrscher des Ordens der Einfachen Klasse. Es sind 324-326 Würdenträger in dieser Rangstufe. Es gibt 4
weitere Unterteilungen innerhalb dieser Rangstufe, je nach dem Wissen und der Aufgabe, nämlich:

7.1 Herrscher des Ordens der Einfachen Klasse mit PARIEN-Abschluß.
(PARIEN ist eine Kennzeichnung des staatlich, von der Ordensverwaltung geprüften Wissenstandes in der altindischen Pali-Sprache und in kanonischen Studien. Es gibt 9 PARIEN-Stufen.)

7.2 Herrscher des Ordens der Einfachen Klasse ohne PARIEN-Abschluß, jedoch mit großem Fachwissen.

7.3 Herrscher des Ordens der Einfachen Klasse mit Aufgaben im VIPASSANA- (Meditations-)Unterricht.

7.4 Herrscher des Ordens der Einfachen Klasse, der vom Patriarchen direkt ernant wird.

8. PHRAKHRU (Grosser Lehrmeister). Folgende PHRAKHRU-Klassen sind zu unterscheiden:

8.1 In der Klasse von PHRAKHRU SANYABAT sind diejenigen, die vom König persönlich ernannt werden.

8.2 In der Klasse von PHRAKHRU THANANUKROM sind diejenigen, die vom Patriarchen und von einem SOMDET PHRARAJAKHANA oder von einem PHRARAJAKHANA ernannt werden; ihre Aufgabe ist der eines Sekretärs ähnlich.
Jeder SOMDET PHRARAJAKHANA und PHRARAJAKHANA verfügt über eine bestimmte Anzahl von PHRAKHRU THANANUKROM, die er nach freier Wahl und Entscheidung ernennen darf.

8.2.1 Der Patriarch verfügt über 15 PHRAKHRU THANANUKROM.

8.2.2 SOMDET PHRARAJAKHANA der Goldenen Klasse verfügt über 10 PHRAKHRU THANANUKROM.

8.2.3 PHRARAJAKHANA der Silbernen Klasse verfügt über 8 PHRAKHRU THANANUKROM.

8.2.4 PHRARAJAKHANA der Dharma-Klasse verfügt über 6 PHRAKHRU THANANUKROM.

8.2.5 PHRARAJAKHANA der Deva-Klasse verfügt über 5 PHRAKHRU
THANANUKROM.

8.2.6 PHRARAJAKHANA der Raja-Klasse verfügt über 4 PHRAKHRU THANANUKROM.

8.2.7 PHRARAJAKHANA der Einfachen Klasse, der zugleich Abt eines königliches Tempels ist, verfügt über 3 PHRAKHRU THANANUKROM.

8.2.8 PHRAKHRU, der auch Abt eines königlichen Tempels ist, verfügt über 2 PHRAKHRU THANANUKROM.

8.3 In der Klasse von PHRAKHRU PRATUAN sind diejenigen, die vom Gremium der Ordensverwaltung aufgrund ihrer Verdienste dem Orden und dem Staat
gegenüber ernannt werden.

Alle Würdenträger bekommen vom König, der nach allen bisherigen Verfassungen Thailands Förderer aller im Land vertretenen Religionen und Beschützer des buddhistischen Glaubens ist, d.h. vom Staat, außer monatlichem Gehalt auch noch ein "Zubehör" zu ihrem SAMANASAK, zu dem mönchischen Titel, zu dem auch immer ein PHATYOT gehört.
Um einen Einblick in die thailändische Welt der buddhistischen Geistlichen zu schaffen, sollen hier zwei Beispiele von dem "Zubehör" genannt werden:





Phra Kru Dr.Apisith, Fang/Chiang Mai

 
Das "Zubehör" zum SAMANASAK eines Patriarchen besteht aus

1. einem PHATYOT;
2. einer goldenen Urkunde, aus der sein Lebenslauf, seine Verdienste und die Begründung der königlichen Ernennung hervorgehen. Die Urkunde ist auf ein Goldblatt, 48 Gramm schwer, 18 cm breit und 20 cm lang, geschrieben;
3. einer kunstvollen Tragtasche aus Goldfäden;
4. einem dreistufigen Schirm aus weißem Tuch;
5. einem gehobenen Sitzplatz, einem Thron ähnlich;
6. einer Reihe von alltäglichen Gebrauchsgegen-ständen, die jedoch für unsere Verhältnisse heute selbst Kunstgegenstände sind, denn sie sind alle aus
THOMPAT, bunter glasstaubhaltiger Glasur auf Kupfer:
6.1 Beteltablett mit Fußgestell;
6.2 Betelschachtel mit Füßen, im Deckel ein Abbild des königlichen Dreizacks, eines CHAKRI;
6.3 kleine Betelschachtel für Arekanuß;
6.4 Betelmörser;
6.5 sechseckige Beteldose mit Inhalt;
6.6 rundes Wassergefäß mit geflochtenem Deckel, bespannt mit einem weißen Tuch;
6.7 geschlossenes Wassergefäß mit Deckel und Fuß;
6.8 Wasserkaraffe mit Deckel und Fuß;
6.9 Waschbecken mit Zubehör für Gesicht ;
6.10 Spucknapf mit weitem Rand;
6.11 Spucknapf mit mittelgroßem Rand;
6.12 großer Spucknapf ohne Rand;
6.13 mittelgroßer Spucknapf ohne Rand;
6.14 Abfallgefäß;
6.15 zylindrische Teekanne;
6.16 Teeservice;
6.17 Essensbehälter, gestapelt, zusammengehalten von einem Tragbügel;
6.18 Trinkgefäß in Form eines Flaschenkürbis;
6.19 Almosenschale mit Deckel und Untersatz.
(Die große Anzahl der Spucknäpfe hängt mit dem Betelgenuß zusammen, ebenfalls einige der anderen Gefäße.)

Der Inhalt des "Zubehörs" ändert sich jedesmal beim Wechsel bzw. bei Neuernennung des Patriarchen, denn es hängt vom Belieben des Königs allein ab, wen er zum Patriarchen ernennt. Steht der Würdenträger dem König sehr nah, so könnte das "Zubehör", besonders die unter 6 genannten Stücke, sehr wertvoll sein.



© Werner Dackweiler
Nakhon Pathom


Das "Zubehör" zum SAMANASAK der Rangstufe PHRARAJAKHANA der einfachen Klasse besteht normalerweise aus

1. einem PHATYOT;
2. einer Urkunde;
3. einem Satz Mönchsgewänder aus feinem Stoff;
4. einer Tragtasche;
5. einer Almosenschale mit Deckel und Untersatz, dekoriert mit Perlmutt;

6. einer Wasserschale mit Unterteil, und einem großen Abfallgefäß, beide aus THOMPAT.

 

Wat Nong Wong, Amphoe Sawankhalok, Sukhothai
Foto Tevaprapas Makklay


In der Praxis beschränkt sich heutzutage die Gabe von "Zubehör" an die Würdenträger von der Rangstufe Herrscher des Ordens der Deva-Klasse abwärts nur noch auf einen PHATYOT und eine Urkunde. An dem "Zubehör"  erkennt man die Rangstufe eines Würdenträgers, aber an einem PHATYOT noch mehr, nämlich den Titel. Zum Beispiel gab es früher insgesamt 10 Würdenträger, die die Rangstufe PHRARAJAKHANA der Dharma-Klasse innehatten. Jeder von ihnen hatte einen verschiedenen Titel, also aufgrund der gleichen Rangstufe das gleiche "Zubehör", aber, obwohl ihre PHATYOT gleich an Form und Muster sind, eine verschiedene Farbe der PHATYOT-Bespannung:

Für die Rangstufe PHRARAJAKHANA der Dharma-Klasse
mit dem Titel ... Farbe der Bespannung

PHRADHARMA CHEDI weiß
PHRADHARMA PAMOK gelb
PHRADHARMA TRAILOKAJAN rot
PHRADHARMA THIRARAJA MAHAMUNI schwarz
PHRADHARMA RAJANUWAT grün
PHRADHARMA PIDOK rosa
PHRADHARMA KOSAJAN hellviolett
PHRADHARMA THATCHAMUNI dunkelviolett
PHRADHARMA DILOK dunkelblau
PHRADHARMA WARAPHORN (auch) gelb.

Es ist ersichtlich, daß der PHATYOT ein ganz wichtiger Bestandteil in der Titel- und Ehrenzeichen- und auch in der  Ordensverwaltung in Thailand ist.
Denn er gibt Auskunft

a. über die Rangstufen und die Unterteilung innerhalb einer Rangstufe;
b. über den Titel;
c. von der Rangstufe Herrscher des Ordens der Deva-Klasse abwärts über die Lebensführung des Würdenträgers, ob er ein sogenannter Wald- oder Stadtmönch ist; (In Thailand wird im allgemeinen unterschieden zwischen ARANYAVASI (im Wald lebend) und KHAMMAVASI (in der Stadt lebend);  ein Waldmönch praktiziert Meditation und erstrebt das NIRVANA, während ein Stadtmönch sich mit kanonischen Texten befasst und der Lehre bedient.)
d. für die Rangstufe PHRAKHRU darüber 1. ob der Würdenträger in Bangkok oder in einer Provinz tätig ist;

2. wessen PHRAKHRU der Würdenträger ist, d.h. wer sein Vorgesetzter ist;
3. zu welcher Rangstufe sein Tempel gehört, wenn der Würdenträger Abt eines königlichen Tempels ist. (Die königlichen Tempel haben insgesamt 12 Rangstufen; innerhalb der ersten, zweiten und dritten Klasse wird noch zwischen vier weiteren Stufen unterschieden.) Da es hier nicht möglich ist, eingehend in a l l e n Einzelheiten über PHATYOT, z.B. über die Form, die Muster, die verwendeten Materialien und die Farben zu sprechen, wird an dieser Stelle versucht, einen zusammenfassenden Überblick über ihre bedeutungstragenden, aussagefähigen Teile zu geben.  Ein PHATYOT besteht aus folgenden Teilen:

1. der Spitze;
2. der Form des Bespann-Rahmens;
3. der Musterung auf dem Bespannboden;
4. dem KHOPHAT ("Faecherhals") oder der Halterung;
5. dem Stiel.







Zwei Fächer des buddhistischen  Patriarchen von Thailand

Die Spitze ist immer aus Elfenbein. Der Patriarch bekommt  eine Spitze mit dem Abbild eines 3-, 5- oder 7-stufigen Schirms oder einer Großen Krone. Alle SOMDET PHRARAJAKHANA und PHRARAJAKHANA bis zur Rangstufe Herrscher des Ordens der Einfachen Klasse haben ein Abbild von übereinander liegenden Lotusblumen  auf der Spize ihres PHATYOT. Alle anderen Mönche haben  einfach einen Knopf.
Der Bespann-Rahmen hat verschiedene Formen. Die Fächer mit dem Bespann-Rahmen in Form eines NANANG , des Mädchengesichts, bekommen einfache Mönche, d.h. als PHATRONG, und Mönche mit PARIEN-Kenntnissen und PHRAKHRU von der Klasse THANANUKROM abwärts; PHRAKHRU THANANUKROM selbst und PHRAKHRU SANYABAT stehen Fächer mit Bespann-Rahmen in Form einer sternförmigen PHUTTAN-Blume, mit gezacktem Rand  in Form von Lotusblättern zu; PHRAKHRU mit höheren Verwaltungsbefugnissen, z.B. als Provinzordensverwalter oder als Abt eines königlichen Tempels erster Klasse werden einen PHATYOT mit Bespann-Rahmen in Form eines flammenförmigen Blattes mit gezacktem Rand verliehen bekommen; Herrscher des Ordens aller Klassen, Herrscher des Kleinen Ordens und des Großen Ordens und der Patriarch bekommen einen blattförmigen PHATYOT mit fünf- bis neunfach gezacktem Rand.
In der Mitte auf dem Bespannboden eines PHATYOT befindet sich die Hauptmusterung: für den Patriarchen ist eine Stickerei oder eine Applikation eines Abbildes zur Ehre  des Königs, z.B. einer Großen Krone, eines königlichen, neunstufigen Schirms oder eines persönlichen  Wappens des jeweils regierenden Königs, vorgeschrieben. Alle übrigen Würdenträger haben auf dem Bespannboden ihres PHATYOT ein Abbild von BAITHET, eine künstlerische Darstellung eines Baumblattes. Zur Verbindung des Bespann-Rahmens mit dem Stiel dient der KHOPHAT, der Halterung. Der KHOPHAT des PHATYOT für den Patriarchen und Würdenträger bis zu der Rangstufe  PHRARAJAKHANA der Deva-Klasse ist dekoriert mit einem  THEPPHANOM (eine Halbfigur eines betenden Engels) und  für die übrigen Würdenträger mit einer Anordnung von Lotusblüten.
Der Fächerstiel ist nur für den Patriarchen aus einem Stück  massivem Elfenbein, sonst ist er aus mehreren Teilen zusammengesetzt.


Das war ein kurzer Einblick in die Welt des PHATYOT der thailändischen Würdenträger, genau gesagt, aller Würdenträger, die in den thailändischen buddhistischen Orden organisiert sind. Aber in Thailand leben seit jeher auch Chinesen und seit Anfang der Rattanakosin (Bangkok-) Periode (1782 war die Gründung Bangkoks als vierte Hauptstadt Thailands) auch Vietnamesen. Sie sind vorwiegend Buddhisten und haben für ihre Gemeinden Tempel und Mönche eigener Prägung. Erst unter König Chulalongkorn wurden sie im Rahmen der politischen Zentralisierung in den großen Buddhistischen Orden Thailands aufgenommen. Somit verfügen seitdem auch sie  für ihre offiziell anerkannten Machtbefugnisse über eigene Verwaltungsorgane und damit ihren SAMANASAK und die Attribute, darunter auch einen PHATYOT.
Auch bei den chinesischen und vietnamesischen Mönchen in Thailand gilt weiterhin das selbe Prinzip, nämlich: Ein PHATYOT gibt über Amt, Titel, Rangstufe und Aufgaben des jeweiligen Würdenträgers Auskunft. So bekommt der CHAOKHANAYAI CHINNIKAYA (Oberster des Grossen Ordens Chinesischer Sektion) mit dem Titel PHRAMAHAKHANAJANCHIN DHARMASAMATHIWAT (Der  große Meister aller chinesischen Ordensmitglieder, für den die Dharma-Lehre und die Meditation zum natuerlichen Bestandteil seines Lebens geworden ist) einen gezackten blattförmigen PHATYOT, ganz aus Elfenbein, mit Applikationen aus Gold am Rand. Der CHAOKHANAYAI ANNAMNIKAYA (Oberster des Grossen Ordens Annamesischer Sektion) mit dem Titel PHRAKHANANAM DHARMASAMATHIWAT (Der Meister aller Annamesischen Ordens-mitglieder, fuer den die Dharma-Lehre und die Meditation zum natuerlichen Bestandteil seines Lebens geworden ist) auch einen gezackten, blattförmigen PHATYOT, aber mit einem Bespann aus Gold- und Seidenfäden, bestickt mit Golddraht-Fäden; der Stiel ist aus  Elfenbein.
Außer dem PHATYOT, der zusätzlich zu einem SAMANASAK verliehen wird, gibt es noch eine besondere Art von PHATYOT, einen PHATYOTPHISET(Sonder- PHATYOT). Dieser wird aus dem ganz persönlichen Belieben des Königs einem Mönch geschenkt, selbst wenn der Mönch kein Amt und keinen Titel innehat, aber dem König irgendwie näher steht. Die Schenkung eines Sonder-PHATYOT beruht, wie erwähnt, allein auf der persönlichen Entscheidung des Königs. Diese Art von PHATYOT ist besonders hübsch, künstlerisch hochwertig und an keine Form und Regel der bisher geschilderten PHATYOT gebunden. Der PHATYOTPHISET darf nur an bestimmten Tagen bei bestimmten Anläßen, für die er vorgesehen ist, und in Anwesenheit des Königs oder dessen  Vertreters benutzt werden. PHATPARIEN sind Fächer, die den Mönchen mit geprüften Kenntnissen in kanonischen Texten und der Pali-Sprache verliehen werden. Es gibt 9 Stufen von den Prüfungen; die erfolgreichen Kandidaten bekommen für ihr Fachwissen ein Zeugnis und einen PHATPARIEN. Die Grundform des Bespann-Rahmens  ist eine des Mädchengesichts, des NANANG; die Fächer selbst haben die gleiche Ausführung, aber drei Farben. Für das geprüfte Fachwissen der höchsten  Stufe 9 gilt die Farbe buddhistisches Gold, für die  Stufen 8, 7 und 6 die Farbe gelb und für die Stufen 5,  4 und 3 die Farbe rot. Die Stufen 1 und 2 sind die Voraussetzung für die Zulassung zu anderen Prüfungen und werden nicht besonders gekennzeichnet. Um die gleichfarbigen Fächer zu unterscheiden, ist in der Mitte des  Fächerblatts die Ziffer der betreffenden Stufe eingestickt. Ist  der erfolgreiche Kandidat ein Angehöriger des königlichen Familie, so ist die Ausführung seines PHATPARIEN etwas abweichend.




Wat Nong Wong, Amphoe Sawankhalok, Sukhothai
Foto Tevaprapas Makklay

Wie gelegentlich erwähnt, dürfen die PHATYOT nur in königlichen und staatlichen Zeremonien benutzt werden. und zwar bei bestimmten Abläufen. Königliche Zeremonien  sind Zeremonien, in denen der König, die Königin oder dessen bzw. deren Vertreter den Vorsitz hat. Auch werden PHATYOT in den Zeremonien benutzt, in denen der Kronprinz oder die Kronprinzessin anwesend ist. Königliche Zeremonien sind auch bestimmte religiöse Veranstaltungen,  deren Durchführung eine ausdrückliche Zustimmung des Königs oder der Königin benötigt, z.B., Zeremonien zur Schenkung der Mönchsgewänder in einem  königlichen Tempel, oder zur Verleihung der PHATYOT und der Urkunde zum SAMANASAK oder der PHATPARIEN. Staatliche Zeremonien sind z.B. solche, die auf Anlaß der Feier zum Geburtstag des Königs oder der Königin, unbeachtet wo sie stattfinden und wer den Vorsitz  hat, oder auf Anlaß der Neueröffnung eines Regierungsgebäudes veranstaltet werden. In allen anderen  Fällen benutzen auch die hohen geistlichen Würdenträger normale Mönchfächer, die PHATRONG.
Tatsächlich ist der Gebrauch von PHATYOT sehr eingeschränkt und kommt nur sehr selten vor, denn ein PHATYOT ist einerseits angesichts seiner aufwendigen Ausführung sehr schwer, was den oft alten Würdenträgern  die Handhabung erschwert, und andererseits sehr spitz, wodurch er auch zur Waffe werden kann. So ist es nicht erlaubt, daß der zuständige Würdenträger einen PHATYOT  auf den hohen Predigtstuhl mitnimmt, wenn er vor dem König eine Predigt hält; er muß einen normalen PHATRONG benutzen. Man will mit dieser Regelung einen Unfall, durch den der neben dem Predigtstuhl sitzende König verletzt werden kann, und eventuell sogar ein Attentat vermeiden.
Zusammenfassend läßt sich unter diesem Gesichtspunkt sagen, daß unter den Mönchsfächern der PHATRONG den größten Gebrauchswert hat, während der PHATYOT, auch der PHATYOTPHISET und der PHATPARIEN von großem künstlerischem und kunsthandwerklichem Wert sind.



© Werner Dackweiler
 


© Werner Dackweiler



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Der hier vorliegende Beitrag mußte notwendigerweise auf das Wesentliche beschränkt bleiben; in Wahrheit ist das Gebiet mit seinen Einzelheiten noch umfangreicher. Obwohl  diese alten Dinge auch in Thailand langsam aus dem Bewußtsein der Menschen schwinden, leben sie doch noch voll, wo sie hingehören.
Der Buddhismus in Thailand ist voller Kraft und Leben, und  hier gelten die alten Regeln und Bräuche nach wie vor,  selbst wenn sie nicht immer richtig oder gar nicht mehr verstanden werden. Es ist zu hoffen, daß es noch Leute gibt, die sich für dieses Kapitel der Kulturgeschichte Thailands interessieren und sich auch damit in irgend einer  Form befassen, sodaß das alte Erbe nicht untergeht.

Dieser  Aufsatz soll ein Beitrag zur Erweiterung des Wissensstandes sein. Der Verfasser hofft auch, mit dieser Arbeit ein wenig Interesse am Thema erwecken und zum Verständnis fremder Kulturen beitragen zu können.

Auch an dieser Stelle sei Khun Tosporn, Chiang Mai, für die Überlassung seines Artikels gedankt.

 
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